Ansätze und Beispiele

Allgemeinbildung im Lernfeldunterricht und Lernsituationen


Englisch

Irina Pavlovic, Ana Rovai, Nils Weinowski

Fremdsprachliche Kompetenzen sind im Lernfeldkonzept der KMK integraler Bestandteil von beruflicher Handlungskompetenz in einer zunehmend digitalisierten und globalisierten Lebens- und Arbeitswelt. Die Förderung der fremdsprachlichen Kompetenzen soll dabei berufsbezogen erfolgen – also innerhalb von arbeitsprozessbezogenen Lernsituationen. Als lingua franca kommt der englischen Sprache damit eine besondere Rolle zu. Insbesondere im beruflichen Kontext kommen die meisten Menschen früher oder später in die Situation englischsprachige Texte zu lesen oder Gespräche zu führen.

Im Projekt SteBs hat sich eine Arbeitsgruppe aus der Fremdsprachendidaktik Englisch und der Fachdidaktik für gewerblich-technische Fachrichtungen gebildet. In Interviews mit Berufsschullehrkräften mit Erst- oder Zweitfach Englisch wurde zunächst der aktuelle Stand der schulischen Praxis erhoben. Dabei zeigte sich, dass der Englischunterricht in der Regel als seprates Fach angeboten wird. Die Lehrkräfte mit beruflichem Erstfach berichteten, dass sie in der Regel aufgrund der vorherrschenden Personalsituation lediglich in ihrem Erstfach eingesetzt werden. Der Englischunterricht in dualen Bildungsgängen erfolgt zumeist von Englischlehrkräften ohne berufliche Fachrichtung. Ein systematischer Austausch zwischen den Lernfeldlehrkräften und den Lehrkräften der allgemeinbildenden Fächer erfolgt nur selten. Die Lehrkräfte ohne berufliche Fachrichtung berichteten zudem, dass es ihnen schwer falle ihren Unterricht an den berufsbezogenen Lernzielen des Rahmenlehrplans auszurichten. Zum Anderen fehlen ihnen die fachlichen Kompetenzen der Berufe, in denen sie unterrichten. Zum Anderen sind sie in unterschiedlichen Berufen eingesetzt, sodass sie sich herausgefordert sehen, die gesamte Breite der unterschiedlichen Berufe abdecken zu müssen.

Leitfaden für die Entwicklung von Lernsequenzen für den Englischunterricht

Ana Rovai

Auf Grundlage oben beschriebenen Erkenntnisse hat Ana Rovai eine didactical-methodical guidline sowie beispielhafte Lernsequzenzen entwickelt, die in bestehende Lernsituationen integriert werden können.

Arbeitsprozessorientierte Lernsequenzen

Die folgenden Lernsequenzen sind so gestaltet, dass sie sich in bestehende Lernsituationen integrieren lassen. Sie greifen typische Handlungen in Arbeitsprozessen der meisten gewerblich-technischen Berufe auf. In den Lernsequenzen basieren auf spezifischen Arbeitsprozessen, lassen sich jedoch durch Anpassungen der Arbeitsgegenstände, Werkzeuge und Hilfsmittel auf andere Arbeitsprozesse und Berufe übertragen. Sie sind als Beispiele für die didactical-methodical guidelines zu verstehen.

Die Lernsequenzen wurden im Rahmen des Projekts Strukturentwicklung in der Berufsschullehrerbildung (SteBs) von Ana Rovai entwickelt

Recherche von technischen Informationen – Energiequellen

Ihr Team wird Haushaltsgeräte in einem Haus installieren, das gerade renoviert wurde. Sie und einer Ihrer Kolleginnen werden die Geräte in der Küche installieren.

Recherche zur Ausstattung eines IT-Arbeitsplatz

Sie ermitteln die Anforderungen an Soft- und Hardware. Aus den dokumentierten Anforderungen leiten Sie Auswahlkriterien für die Beschaffung ab. Diese dokumentieren Sie für den Kunden in englischer Sprache.

Kundengespräch – E-Mail

Ihr Chef bittet Sie unterschiedliche technische Kund:innenanfragen zu zu vergangenen Aufträgen ihres Betriebs zu bearbeiten und zu beantworten.

Übersetzung und Mediation – Arbeit mit Bedienungsanleitungen

Sie erklären Ihrem Kollegen die Sicherheitshinweise von Geräten in einer Baustelle. Die Bedienungsanleitungen gibt es nur in englischer Sprache. Sie müssen zuerst übersetzen und dann die Information in eigenen Worten wiedergeben (Mediation)

Recherche und Mediation – die Richtung des elektrischen Stroms

Sie recherchieren und beantworten Fragen über die Stromrichtung in schriftlicher Form. Sie benennen die Teile in einer Abbildung in Englische Sprache. Anschließend, zeichnen Sie eine Skizze des Stromkreises.

Berufsübergreifende Lernsequenzen

Die folgenden Lernsequenzen beziehen sich auf das KMK-Papier „Kompetenzorientiertes Qualifikationsprofil zur Weiterentwicklung vorhandener Fremdsprachenkompetenzen in der Berufsschule“.

Sie greifen berufsübergreifende Kompetenzen auf, um angehende Fachkräfte den Zugang zu internationalen Beschäftigungsverhältnissen zu ermöglich und so u. a. einen Beitrag zur Arbeitnehmerfreizügigkeit in Europa zu leisten. Neben der Förderung sozialer und personaler Kompetenzen – z. B. durch die Vorbereitung auf englischsprachige Vorstellungsgespräche – werden die Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung aufgegriffen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Förderung von Medien- und Präsentationskompetenz.

Bewerbungsschreiben

Sie lernen, wie man ein Bewerbungsschreiben formuliert und einen Lebenslauf für die Bewerbung auf eine Stelle in englischer Sprache gestaltet.

Recherche- und Präsentationskompetenzen – Rechte und Pflichten in der Berufsausbildung

Sie lernen über die Rechtsgrundlagen, welche sich mit den Rechten und Pflichten von Auszubildenden befassen und präsentieren diese auf Englisch.

Mind-mapping und Interview – Chancen und Herausforderungen in der Europäischen Union

Sie beschäftigen sich mit der Europäischen Union, insbesondere mit den Schwerpunktthemen „Values“ und „External Relations and Defence“ auf Englisch. Dafür erstellen sie ein Mind-Map und führen ein Interview durch.

Posterpräsentation – Die Auswirkungen des digitalen und ökologischen Strukturwandels am Arbeitsplatz

Sie erstellen eine Posterpräsentation auf Englisch über die Auswirkungen des digitalen und ökologischen Strukturwandel auf die Arbeits- und Lebenswelt Ihre Branche.

Präsentationskompetenz – Arbeits-und Tarifverhandlungen

Sie recherchieren, machen Notizen und üben eine mündliche Präsentation auf Englisch über die Arbeitsbedingungen von Beschäftigten in Deutschland und deren Möglichkeiten der betrieblichen Mitbestimmung

Recherche und Medienkompetenz – das duale System der Berufsausbildung

Sie werden beauftragt mit einem Produkt Ihrer Wahl (z.B. in einer analogen/digitalen Broschüre, Posts, Videos etc) in englischer Sprache das duale Ausbildungssystem zu erklären.

Joss Mohr, BST Bremerhaven

Lernsequenzen für Anlagenmechaniker:innen

Im Rahmen seiner Masterarbeit hat Joss Mohr Lernsequenzen für den Englischunterricht in dualen Bildungsgängen entwickelt, welche in Bezug zum Arbeitsprozess „Wartung eines Trinkwasserfilters“ stehen. Die Lernsequenzen sind bezogen auf das Lernfeld 4 des Berufs Anlagenmechaniker:in (SHK)

How to backflush a water filter

Die Betreiber von Trinkwasseranlagen müssen über die Betreiberpflichten informiert werden. Für einen englischsprachigen kunden erstellen Sie eine Einweisung, in der Sie die Bauteile, Funktion und Rückspülvorgang erklären.

A water filter’s materials

Sie haben die Aufgabe einem britischen Praktikanten zu erklären, aus welchen Werkstoffen Trinkwasserfilter bestehen.

Talking to customers on site

Ein Kunde hat hat sich über zu wenig Wasserdruck und verstärkten Chlorgeruch beschwert. Für Sie ein bekanntes Problem, dass immer mal wieder nach Bauarbeiten des Wasserversorgers entsteht. Da der Kunde kein deutsch spricht, müssen Sie das Gespräch mit dem Kunden über die Ursache auf Englisch führen.

Physik

Andreas Saniter

Dieser Abschnitt ist derzeit noch in der Entstehung. Es folgen in Kürze didaktische Hinweise und Beispielaufgaben zur Integration von physikalischen Inhalten in den Lernfeldunterricht.

Nachhaltigkeit

Henrik Steinert

In den nachfolgend dargestellten Lernsequenzen sollen grundlegende Aspekte nachhaltigen Handels in unterschiedliche Abschnitte der vollständigen Handlung technisch-handwerklicher Arbeitsprozesse integriert werden. Die Umsetzung erfolgt im Klassenraum und wird im Rahmen verschiedener Lernfelder des gewerblich-technischen und/oder im politischen Unterricht durchgeführt, sodass diverse Lernfelder des Anlagenmechanikers SHK und des Elektronikers EGT adressiert werden.

In seiner Masterarbeit hat Henrik Steinert fünf Lernsequenzen zur Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung erstellt. Die Lernsequenzen „Lieferkettenanalyse“ und „Gemeinwohlbilanz“ sind in der ersten Phase der vollständigen Handlung „Annehmen & Informieren“ anzusiedeln, während die sich die Lernsequenzen „Wassersparkonzept“ und „Energiesparkonzept“ auf das Planen und Entscheiden (2. Phase) beziehen. Darüber hinaus ist die Lernsequenz „Entsorgungskonzept“ für die abschließende Phase des Kontrollierens und Bewertens vorgesehen.

Die Lernsequenzen im Überblick

Lieferkettenanalyse

Die Installation technischer Anlagen wie sie sowohl für den Beruf des Elektronikers als auch für den des Anlagenmechanikers für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik üblich ist, ist ohne die Vorproduktion der betreffenden Geräte, wie zum Beispiel einer Lampe oder eines Heizkessels, nicht denkbar. Auch die Produktion dieser Geräte beinhaltet meist jahrelange Planung und Fertigung, welche wiederum ohne Arbeitsteilung anhand langer Lieferketten nicht möglich ist. Deutliche Unterschiede in Energie-, Material- und Arbeitskosten bei vergleichsweise niedrigen Transportkosten legen deshalb eine Herstellung durch globale Arbeitsteilung nahe. Dadurch ergeben sich entlang der Lieferkette zahlreiche Fragestellungen, inwieweit ethische Standards eingehalten werden können. Außerdem hat die Corona-Pandemie die Vulnerabilität globaler Lieferketten offengelegt. Interessierte Auftraggeber könnten deshalb verstärkt um eine Lieferkettenanalyse ihrer in Auftrag gegebenen technischen Anlagen bitten. Darüber hinaus bestehen auf europäischer und auf Bundesebene Lieferkettengesetze, deren Anwendungsbereich fortlaufend verschärft wird, sodass diese auch für typische Betriebe des Handwerks zunehmend relevant werden

Entsorgungskonzept

Die Entwicklung einer Kreislaufwirtschaft gilt als wichtiger Baustein für nachhaltige Entwicklung. Während das Konzept der Nachhaltigkeit in seiner ursprünglichen Form auf nachwachsende Rohstoffe wie Holz abzielt, stellt sich natürlich auch für nichtnachwachsende Rohstoffe wie Metalle, Keramiken und Kunststoffe vermehrt die Frage, inwieweit diese nach Ablauf ihrer ursprünglichen Benutzung wiederverwendet werden können. Erfahrungsgemäß sind in technischen Anlagen viele dieser Wertstoffe verbaut. Vor allem die Deponierung oder unkonventionelle Entsorgung soll dabei verhindert werden, da diese zu Umweltverschmutzung, insbesondere maritimer Ökosysteme führt. Neben ökologischen kommen aber auch verstärkt wirtschaftliche Überlegungen zum Tragen. Die Preise diverser Metalle sind in letzter Zeit deutlich angestiegen, viele Kunststoffe werden auf Basis knapper werdenden Erdöls hergestellt und Herstellungsverfahren sind häufig energieintensiv. Da in der Vergangenheit meist noch zu wenig über Entsorgung und Wiederverwertung nachgedacht worden ist, müssen sich handwerklich tätige Betriebe auch verstärkt über den Umgang mit Altlasten bereits installierter Anlagen Gedanken machen.

Wassersparkonzept

Das Konzept des Wassersparens ist in ariden Weltregionen seit langem ein wichtiges Thema und betrifft zum Beispiel auch die südeuropäischer Länder massiv. Deutschland ist aufgrund seines gemäßigten und humiden Klimas bisher nicht besonders stark von Dürren betroffen. Klimawandelbedingt hat sich in den letzten Jahren hier aber eine deutliche Verschlechterung der Lage eingestellt. Auch hierzulande werden die Sommer heißer und trockener. Fragen der Wasserverteilung stellen sich also vermehrt.

Durch mögliche Anstiege des Wasserpreises gewinnt das Thema auch aus wirtschaftlicher Sicht mehr Aufmerksamkeit, wobei neben einer intelligenten Nutzung von Wasser auch der Eintrag von Abwässern verringert werden sollte. Dies gilt insbesondere für den Kontakt mit Giftstoffen, die zur Gefahr für angrenzende Ökosysteme werden können. Außerdem kann der Ankauf technischer Geräte aus wassersparender Herkunft gegebenenfalls in den Herstellungsländern der Desertifikation entgegenwirken.

Energiesparkonzept

Zur Erreichung der Klimaziele ist eine Umstellung der drei Energiesektoren Strom, Wärme und Verkehr auf erneuerbare Energien unverzichtbar. Daneben gilt natürlich weiterhin der in der Umweltbewegung vielzitierte Leitsatz, dass die beste Kilowattstunde die ist, die gar nicht erst verbraucht wird. Die besonders seit dem Ukrainekrieg steigenden Energiekosten führen damit gesamtgesellschaftlich auch bei weniger ökologisch bewussten Menschen vermehrt zum Umdenken. Für technische Installationen gelten dabei Stromeinsparungen (besonders im Fachbereich des Elektronikers) beziehungsweise Wärmeeinsparungen (besonders im Fachbereich des Anlagenmechanikers für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik) als ein immer wichtigerer Aspekt der Errichtung technischer Anlagen.

Gemeindewohlbilanz

Mit den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen gibt es auf globaler Ebene zumindest eine juristische Festlegung inwieweit Vorstellungen nachhaltiger Entwicklung durch die Mitgliedsstaaten und durch nichtstaatliche Akteure umgesetzt werden können. Für Unternehmen im wirtschaftlichen Wettbewerb ist die Umsetzung dieser Ziele jedoch eine Herausforderung, da meist Mehrkosten anfallen und personelle bzw. zeitliche Ressourcen gebunden werden. Auf der anderen Seite wertschätzen Kunden und Bewerber verstärkt nachhaltiges Engagement von Unternehmen, sodass es in ihrem Interesse liegt, Bemühungen in Bezug auf mehr Nachhaltigkeit plausibel darzustellen. Dies ist auch die Grundidee der Gemeinwohlbilanz, mit der Unternehmen und Organisationen ihren Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung darstellen, auswerten und extern bewerten lassen können. Die Erstellung einer Gemeinwohlbilanz ist für kleinere Betriebe im Handwerk und damit auch viele ausbildende Unternehmen der Berufe Elektroniker/in für Energie- und Gebäudetechnik sowie Anlagenmechaniker/in SHK meist jedoch nicht handhabbar

Digitalisierte Arbeitswelt

Dennis Schürholz, SZ Utbremen

Die Digitalisierung der Arbeitswelt erfordert einen bewussten und reflektierten Umgang mit sensiblen Daten. Das Thema ist auch für viele erfahrene Facharbeiter:innen, Ausbilder:innen und Lehrkräfte relativ neu. Das Lernfeldkonzept sieht vor die dafür notwendigen Kompetenzen lernfeldintegriert zu fördern. Dementsprechend auch im Kontext authentischer beruflicher Situationen und spiralcurricular über die gesamte Ausbildung hinweg. In seiner Masterarbeit hat Dennis Schürholz vier Lernsequenzen zu Daten- und Informationssicherheit entwickelt. Diese können modulartig in vorhandene Lernsituation integriert werden.

Die Lernsequenzen im Überblick

Grundlagen der Informationssicherheit

Die Lernsequenz „Informationssicherheit Grundlagen“ wird im Sinne einer Schulung oder eines Workshops unabhängig vom konkreten beruflichen Handlungsfeld konzipiert. Für die Durchführung sind keine inhaltlichen Voraussetzungen zu erfüllen.
In einem einleitenden Unterrichtsgespräch werden zunächst die vorhandenen Vorstellungen des Umfangs des Fachgebiets der Informationssicherheit und die projizierte Bedeutung für das Berufsfeld der Auszubildenden geklärt. In einer variablen Informations- und Sammlungsphase werden anschließend Gefahren und Risiken aus der eigenen Erfahrung bzw. aus Recherchematerialien kennengelernt. Anschließend kann ein Gruppenpuzzle zu den Schutzzielen Integrität, Vertraulichkeit, Verfügbarkeit und Verbindlichkeit erfolgen.

Den Schutzzielen werden in einem zweiten Schritt die Gefahren und Risiken zugeordnet. In einem zweiten Block (auch gut asynchron möglich) können einige Grundlegende Schutzmaßnahmen in einer digitalen Lerneinheit kennengelernt werden. Abschließend können weitere Maßnahmen zur Sicherung der Schutzziele vorgestellt bzw. besprochen werden. Anknüpfend können die Sequenzen „Sicherer Zugriff“ & „Sichere Datenspeicherung“ durchgeführt werden, welche diese Maßnahmen aufgreifen.

Datensicherheit in der Praxis

Diese Lernsequenz baut auf der Sequenz „Informationssicherheit Grundlagen“ auf und setzt entsprechend Kenntnisse über Schutzziele und Gefahren für IT-Systeme voraus. Ebenso sollten bereits erste Erfahrungen bzw. Ideen zu möglichen Schutzmaßnahmen vorhanden sein, die in dieser Einheit vertieft werden können. Nach einer Einleitung der Lernsequenz (sensible Daten müssen sicher vorgehalten und zugegriffen werden) beginnt die Sequenz mit einer Auffrischung der möglichen Gefahren für die Schutzziele Integrität, Vertraulichkeit und Verfügbarkeit in Bezug auf das Szenario und einer Ideensammlung zu möglichen Schutzmaßnahmen (bspw. Brainwriting oder Murmelrunde). Im Anschluss werden drei Themenblöcke vorgesehen: Backup, Verschlüsselung und Passwörter. Jeder Themenblock wird durch eine Motivation eingeleitet (siehe Materialien). Der Block Backup setzt mit einem Quiz fort und geht abschließend in eine interaktive Austauschphase über, in der die Schülerinnen zu Multiplikatorinnen werden (siehe Methodik). Die Kryptographie setzt nach der Motivation eine kurze Selbstlerneinheit ein. Auf dieser aufbauend lernen die Schülerinnen ausgewählte Verschlüsselungstools kennen oder bringen eigene Erfahrungen ein und erstellen Materialien als Hilfestellung für ihre Klassengemeinschaft. Der Block schließt mit einer Feedbackphase zu diesen Handlungsprodukten ab. Der letzte Themenblock setzt auf eine Stationsarbeit mit Stationen zur Passwortsicherheit, MFA/2FA und Passwort-Managern bevor die Schülerinnen in einem Fazit kurz ihre Haupterkenntnisse schildern

Grundlagen des Datenschutzes

Die Lernsequenz „Datenschutz Grundlagen“ wird im Sinne einer Schulung oder eines Workshops unabhängig vom konkreten beruflichen Handlungsfeld konzipiert. Für die Durchführung sind keine inhaltlichen Voraussetzungen zu erfüllen. Je nach Vorerfahrung der SuS kann der Einstieg auch abweichend gestaltet werden. Der vorgesehene Einstieg eignet sich insb. auch bei wenigen bis keinen Vorerfahrungen.

Die SuS sammeln zum Einstieg eine Reihe personenbezogener Daten über sich selbst und schätzen in einer Kleingruppendiskussion ein, inwieweit sie diese Daten öffentlich teilen würden. Nach dem gemeinsamen Zusammentragen der Kategorien personenbezogener Daten (Kartenabfrage) und einer Einschätzung bzgl. Sensibilität werden die Datenverarbeitungsgrundsätze durch die Lehrkraft oder zur Einzelarbeit eingeführt. Abschließend ist die Recherche der Rechte betroffener Personen in ausgewählten Materialien mit der Bearbeitung eines Arbeitsblattes vorgesehen. Anknüpfend kann die Sequenz „Betrieblicher Datenschutz“ durchgeführt werden.

Betrieblicher Datenschutz

Die Auseinandersetzung mit den betrieblichen Aspekten des Datenschutzrechts wird  am Übergang zwischen Auftragsdurchführung und -abschluss in eine Lernsituation eingebettet. Als Szenario ist gegeben, dass Unterlagen mit schützenswerten Daten beim Kund*innenbesuch vergessen wurden und nun die möglichen Konsequenzen beleuchtet sowie Handlungsempfehlungen entwickelt werden müssen. Dabei wird auch die Rolle der Datenschutzbeauftragten für die innerbetriebliche Koordination aller Fragestellungen im Bereich Datenschutz erarbeitet. Diese Lernsequenz setzt inhaltlich die Sequenz Datenschutz Grundlagen voraus.

Nach dem Einstieg in das Szenario reflektieren die Schüler*innen die Problemsituation und tauschen sich zu möglichen Konsequenzen und ersten Handlungsschritten aus (Murmelrunde). Anschließend werden einige Aspekte aus der Grundlageneinheit wiederholt (siehe Material) und das Thema Verantwortung angesprochen. Anknüpfend werden in einer Gruppenarbeit kompakte Informationsflyer zu den Themen „Benennung von Datenschutzbeauftragten“, „Stellung und Befugnisse von Datenschutzbeauftragten“, „Aufgaben von Datenschutzbeauftragten“ und „Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit“ erarbeitet und anschließend gegenseitig vorgestellt. Abschließend folgt eine weitere Informationsphase zu möglichen Konsequenzen von Datenschutzverstößen sowie der Klärung von Haftungsfragen. Darauf basierend wird eine Handlungsempfehlung für das konkrete Szenario entwickelt.

Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit

Claudia Fenzl

In der Vergangenheit richtete sich der Themenbereich „Sicherheit und Gesundheitsschutz“ in der Berufsausbildung vorwiegend auf Maßnahmen zur Vermeidung von physischen Gefährdungen bzw. auf den Umgang damit. Mittlerweile hat sich ein umfassenderes Verständnis von Gesundheitsschutz und -prävention durchgesetzt, das in Form der modernisierten Standardberufsbildposition „Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit“ auch in die Ordnungsmittel der beruflichen Ausbildung Einzug gehalten hat.

Neu ist unter anderem die Thematisierung psychischer Belastungen bei der Arbeit. Auszubildende sollen Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten erwerben, um „technische und organisatorische Maßnahmen zur Vermeidung von Gefährdungen sowie von psychischen und physischen Belastungen für sich und andere, auch präventiv, ergreifen“ zu können (modernisierte Standardberufsbildposition 2d).

Da die gesundheitlichen Auswirkungen insbesondere psychischer Belastungen oft erst mit großer zeitlicher Verzögerung eintreten, ist fraglos sinnvoll, bereits in der Ausbildung mit der Förderung von Gesundheits- und Arbeitsgestaltungskompetenzen zu beginnen – die integrative Einbettung dieses Themas in den Lernfeldunterricht ist jedoch für Berufsschullehrkräfte (wie auch analog für betriebliche Ausbilderinnen und Ausbilder) herausfordend

.Im Forschungsprojekt IntAGt wurden daher unter anderem Lernsequenzen zum Themenbereich „Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit“ entwickelt, die in vorhandene Lernsituationen integriert werden können. Der Fokus liegt auf (psychischen) Belastungen in der Arbeit sowie auf Arbeitsbedingungen, die gesundheits- und persönlichkeitsförderlich sind.

Sie werden hier beispielhaft am Thema Instandsetzungsarbeit bearbeitet, lassen sich aber leicht übertragen auf andere Berufe und Lernfelder.


Die Lernsequenzen im Überblick

Belastende Bedingungen von Instandsetzungsarbeit

In diesem inhaltlichen Exkurs geht es um belastende Arbeitsbedingungen. Die Lernsequenz ist in der ersten Phase einer Lernsituation „Annehmen und Informieren“ verortet.

Die Lernenden erarbeiten sich, was Belastungen im Kontext von Arbeit und Gesundheit sind, wie sie auch psychische belastende Bedingungen von Instandsetzungsarbeit erkennen und welche Auswirkungen diese äußeren Einflüsse u.a. durch psychische Verarbeitungsprozesse auf das eigene Wohlbefinden und die Gesundheit haben können. Hierzu stehen ihnen Texte, Abbildungen und ein Video zur Verfügung. Über Reflexionsfragen wird an bisherige Erfahrungen mit belastenden Arbeitsbedingungen angeknüpft. Abschließend erfolgt ein Rückbezug auf die anstehende Lernsituation, indem die Lernenden anhand von Leitfragen überlegen, mit welchen belastenden Arbeitsbedingungen sie bei deren Ausführung konfrontiert sein könnten.

Gesundheits- und persönlichkeitsrelevante Bedingungen von Instandsetzungsarbeit

Auch diese Lernsequenz ist in der ersten Phase „Annehmen und Informieren“ einer Lernsituation angeordnet. Sie widmet sich den Merkmalen einer gesundheits- und persönlichkeitsförderlichen Arbeit.

Die Schülerinen und Schüler erarbeiten sich anhand verschiedener Materialien die Bedeutung von Ressourcen in der Arbeit für die persönliche Entwicklung und die Gesundheit. Sie identifizieren Ressourcen der Instandsetzungsarbeit, die charakteristischerweise besonders persönlichkeitsförderlich ausgeprägt sind, und solche, die eher gering ausgeprägt sind. Schließlich orientieren sie sich wiederum auf die anstehende Lernsituation und schätzen anhand von Leitfragen ein, inwieweit sie in ihrem Rahmen mit gesundheits- und persönlichkeitsförderlichen Arbeitsbedingungen rechnen können.

Gesunde Instandsetzungsarbeit planen

Bei dieser Lernsequenz, die in die Phase „Planen und Entscheiden“ eingebettet ist, geht es darum, innerhalb der gegebenen Arbeitsbedingungen mögliche belastende Arbeitsbedingungen von vornherein bei der Planung von Instandhaltungsarbeit zu berücksichtigen und dabei gesundheits- und persönlichkeitsförderliche Aspekte zu nutzen.

So sollen belastende Umgebungsbedingungen antizipiert und erforderliche Schutzausrüstung (z.B. Gehörschutz) – auch über den durch Vorschriften geregelten Bereich hinaus – festgelegt werden. Die Schülerinnen und Schüler üben, den Zeit- und Entscheidungsspielraum sowie Kommunikationserfordernisse zu identifizieren, zu berücksichtigen und die Grenzen dieser Spielräume mit Vorgesetzten zu thematisieren. Hierbei werden sie durch Leitfragen und Materialien mit Kurzdefinitionen unterstützt.

Belastende Arbeitsbedingungen identifizieren und analysieren

Während der eigentlichen Ausführung einer Instandsetzung im Arbeitsprozess sind die handelnden Akteure in der Regel auf die Aufgabenerfüllung fokussiert. Arbeitsbedingungen werden währenddessen kaum reflektiert. Ähnlich ergeht es Schülerinnen und Schülern im Rahmen einer Lernsituation, auch hier steht häufig die Zielerreichung im Vordergrund.

Ziel dieser Lernsequenz in der Phase „Ausführen“ ist es daher, die Kompetenz zu fördern, während der Durchführung – oder zumindest unmittelbar im Anschluss daran – belastende Umgebungsbedingungen systematisch zu identifizieren, Ursachen von Unterbrechungen des Arbeitshandelns zu analysieren und unvollständige oder fehlerhafte Informationen zu identifizieren. Hierbei werden die Schülerinnen und Schüler wiederum durch Leitfragen und Übersichtsmaterialien unterstützt. Darüber hinaus sollen die Auswirkungen belastender Ereignisse und Umgebungsbedingungen auf das eigene Wohlbefinden registriert werden. Texte und ein Lehrfilm erläutern emotionale und körperliche Stressreaktionen sowie potenzielle Gefährdungen für die Gesundheit. Die Schülerinnen und Schüler reflektieren, inwieweit sie entsprechende Stressreaktionen an sich feststellen konnten.

Gestaltungsvorschläge für eine gesunde Arbeit entwickeln und kommunizieren

In der letzten Phasen der Lernsequenz „Kontrollieren und Bewerten“ rückt eine zukunftsgerichtete gesundheitsförderliche Arbeitsgestaltung in den Fokus: Arbeitsbedingungen sollen als gestaltbar wahrgenommen werden. Aufgetretene Belastungen oder nicht ausreichend vorhandene Spielräume werden zum Anlass für die Entwicklung von Gestaltungsvorschlägen, die in KVP-Prozesse eingebracht oder im Team bzw. gegenüber Vorgesetzten kommuniziert werden.

Beeinträchtigungen des Wohlbefindens der Gesundheit entstehen in der Regel nicht durch einmalig oder selten auftretende Ereignisse oder Umgebungsbedingungen, sondern durch den wiederkehrenden Charakter von Arbeitsaufgaben und -prozessen. Zu einer gesundheitsförderlichen Arbeitsgestaltungskompetenz gehört es daher, sich zu überlegen, wie bestimmte im Arbeitsprozess aufgetretene Belastungen künftig durch organisatorische oder technische Lösungen vermieden werden können. Hierbei geht es z.B. um die Reduktion von belastenden Umgebungsbedingungen, von dauerhaftem Zeitdruck, häufigen Unterbrechungen oder unvollständigen bzw. fehlerhaften Informationen.

Die Schülerinnen und Schüler werden in dieser Lernsequenz durch Textbeispiele und ein Video angeregt, entsprechende Gestaltungsvorschläge zu entwickeln. Da solche organisatorischen oder technischen Lösungen in der Regel von übergeordneter Stelle zu entscheiden sind, enthält die Teilaufgabe noch Übungen und Materialien zum Einspeisen von Verbesserungsvorschlägen in den kontinuierlichen Verbesserungsprozess sowie zur Kommunikation von entsprechenden Anregungen im Team-Meeting oder im Gespräch mit Vorgesetzten.

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Lizenzinformationen

Erstellt am 29. August 2023 um 19:53 Uhr. Zuletzt geändert am 4. Oktober 2023 um 13:02 Uhr.